In einer Ecke des Kinderzimmers lag achtlos ein alter
Kreisel auf dem Boden herum. Schon wochenlang lag er einfach nur da und keiner
schien ihn zu beachten. Wenn du genau hinhörst, dann kannst du ihn brummen
hören: "Wenn mich doch mal jemand in die Hand nehmen würde. Schon so lange
hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen."
Stefan, dem das Zimmer gehörte, kam zwar täglich herein und spielte in seinem
Zimmer, aber den Kreisel hatte er schon sehr lange nicht mehr angerührt.
Wahrscheinlich hatte er ihn längst vergessen.
Oft brachte Stefan, seinen Kindergarten - Freund Niklas mit nach Hause. Die
beiden stürmten eines Tages mal wieder voller Freude ins Kinderzimmer und der
Kreisel schöpfte neue Hoffnung: "Vielleicht spielt heute mal jemand mit
mir", brummte er vor sich hin.
Doch Stefan und Niklas stürzten sich sogleich auf die Kiste mit den
Bauklötzen - wie immer. "Hach", seufzte der Kreisel in der Ecke und
zog traurig die Luft ein. Niedergeschlagen beobachtete er die beiden Jungs, die
sich voller Eifer daran machten, eine riesige Ritterburg zu bauen.
"Wenn mich nur mal einer mit so geschickten Händen anfassen würde",
jammerte der Kreisel bedrückt vor sich hin. "Schon so lange hat mich
keiner mehr gedreht und mich tanzen lassen".
Die Jungs bauten eifrig und die Burg wurde immer größer und höher. Ganz
vorsichtig stapelten sie, ohne zu wackeln Stein auf Stein. An einer Stelle
ließen sie eine Lücke, die für eine Zugbrücke vorgesehen war. Sie dachten
einfach an alles. Ganz oben wurden Zinnen befestigt.
"Nun bauen wir noch einen Burggraben", schlug Niklas vor und holte
sogleich blaue Tücher herbei. Diese legte er mit größter Sorgfalt um die Burg
herum. Auf die Tücher legte er Steine und grüne Zweige. Stolz betrachtete er
sein Werk. Doch Stefan schien damit gar nicht einverstanden zu sein. Als ob
Niklas Gedanken lesen konnte, wetterte Stefan auch schon los: "Ich
wollte, doch lieber eine Mauer um die Burg bauen und keinen dämlichen
Burggraben. Das sieht doch aus, wie wenn ein Mädchen daran gebaut hätte".
"Find ich gar nicht", gab Niklas beleidigt zurück "und
außerdem, willst immer du bestimmen. Heute bauen wir mal so, wie ich es gern
haben möchte." "Das ist aber mein Zimmer und es sind meine Bauklötze",
schrie Stefan wütend zurück "also bauen wir die Burg so, wie ich sie haben
möchte." "Dann bau sie doch allein, ich hab keine Lust mehr. Immer
muss alles so sein, wie du es haben willst." Traurig und geknickt drehte
sich Niklas um.
Doch in der Ecke freute sich jemand. Wenn du genau hinhörst kannst du den Brummkreisel
brummen hören: "Haha", so ist´s recht, nun spielt vielleicht doch
endlich jemand mit mir. Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich
tanzen lassen".
Doch Niklas dachte gar nicht daran. Er setzte sich auf Stefans Bett und holte
sich ein Bilderbuch. Lustlos begann er darin zu blättern. Nach einer Weile
brach Stefan endlich das Schweigen "Na gut, du hast recht, wir lassen
deinen Burggraben stehen", spielst du dann wieder mit? Niklas ließ sich
schnell überreden und als Stefan, die Idee eine Fahne oben an den Turm
anzubringen, auch noch gut fand, war der Streit endgültig beendet. Mit
vereinten Kräften bauten sie weiter und vergaßen dabei die Zeit. Der
Brummkreisel lag noch immer vergessen in der Ecke und brummte traurig vor sich
hin: "Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und mich tanzen
lassen".
Plötzlich klopfte es an der Kinderzimmertür. Stefans Mutter kam herein und mit
ihr, Ida - die kleine Schwester von Niklas. "Ida ist´s unten bei uns so
langweilig, könnte sie ein bisschen mit euch mitspielen?" fragte Stefans
Mutter. Stefan war von der Idee ganz und gar nicht begeistert. "Die macht
uns nur alles wieder kaputt", murmelte er und warf seine Mutter einen
grimmigen Blick zu.
Doch Ida war schon längst im Kinderzimmer auf Erkundungstour. Krabbelnd näherte
sie sich dem Kreisel in der Ecke und schon patsche sie mit ihren kleinen
Händchen darauf herum.
Wie freute sich da der Kreisel, laut und fröhlich brummte er: "Endlich
spielt wieder jemand mit mir. Schon so lange hat mich keiner mehr gedreht und
mich tanzen lassen."
Doch Ida schaffte es leider nicht, den Kreisel anzudrehen. Immer wieder stellte
sie ihn zwar auf, aber kurz darauf viel er wieder um. Dem Kreisel wurde schon
ganz schwindelig und er konnte gar nicht mehr brummen. Er heulte nun richtig
vor sich hin: "Ich glaube, ich kann gar nicht mehr tanzen. Ich muss es
wohl verlernt haben."
Stefan, drehte sich unbeeindruckt weg und widmete sich wieder der Ritterburg
zu, doch Niklas stand nach einiger Zeit auf und ging zu Ida und dem Kreisel
hinüber.
Genauestens betrachtete Niklas diesen seltsamen Kreisel. "Hmmm, so einen
hab ich ja noch nie gesehen", sagte er zu Ida. "Mal sehen wie schön
er aussieht, wenn er sich dreht". Nach mehreren Versuchen schaffte es
Niklas endlich den Kreisel in Bewegung zu setzen.
"Toll!" Er drehte sich und tanzte und dazu spielte er eine
wundervolle Musik. Der Brummkreisel wurde immer fröhlicher. "Ich kann’s ja
doch noch, ich kann’s ja doch noch", jubelte er vor lauter Freude und
wirbelte noch schneller um die eigene Achse herum. Ida jauchzte vor Freude und
klatsche in die Hände. Auch Niklas war ganz begeistert und angetan von diesem
tollen Spielzeug. Er konnte seine Finger gar nicht mehr weg lassen und seine
Augen nicht mehr abwenden. Immer und immer wieder musste er den Kreisel drehen.Niklas
und Ida hatten mit dem Kreisel so viel Spaß, dass sie selbst anfingen
sich zu drehen - wie der Kreisel. Sie tanzten und wirbelten durch das
Kinderzimmer.
Bis plötzlich der Brummkreisel ganz nah an die Ritterburg kreiselte. Vor
Schreck hielt sich Niklas die Hand vor den Mund. Doch zu spät. Es krachte -
wrums - und der Kreisel stieß an. Die ersten Bauklötze fielen um. Stefan kochte
vor Wut, nahm den Kreisel und warf ihn wütend unter sein Bett.
"Aua", brummte der Kreisel. Niklas blickte zu Boden und sagte:
"Das hab ich nicht absichtlich gemacht." Ida war ganz still, sie hört
den Brummkreisel fröhlich pfeifen: „Endlich hat mich jemand in die Hand
genommen. Das Drehen und Tanzen macht so einen Spaß!“.
Auch die beiden Jungs konnten den Kreisel hören, sie blickten sich erstaunt an
und alle drei begannen zu lachen. Fröhlich holten sie den Kreisel wieder hervor
und das Spiel begann von Neuem.
Vielen Dank an Niklas & seine Mama Inge für die tollen Fotos zu meiner Geschichte.
Klasse Fotos und super Geschichte!
AntwortenLöschenLiebe Grüße Michi
Dankeschön, liebe Michi
AntwortenLöschenGern gemacht!! Für tolle Geschichten ist Papa u. Sohn gerne kreativ ;)
AntwortenLöschenDas freut mich, vielleicht komme ich mal wieder auf euch zu :-)
AntwortenLöschenVielen Dank nochmals.