Mein erstes Märchen überhaupt.
Ich würde mich sehr über eure Rückmeldungen freuen.
Mein Ziel war es, die Wirkung des Rosenduftes und eine Rosenfee (da wir diese im Anschluss herstellten) in die Geschichte einzubauen.
Die Rosenfee
Vor vielen vielen Jahren
lebte ein kleines, 5-jähriges Mädchen namens Rosalie. Sie war ein Waisenkind,
denn ihre Eltern waren bei einem Unfall verstorben. Rosalie wohnte seither bei
ihrer Tante und ihrem Onkel. Dennoch fühlte sie sich schrecklich allein. Sie
vermisste ihre Eltern sehr.
Rosalie war so traurig,
dass sie sich jeden Tag in ihrem Zimmer verkoch. Den ganzen Tag lag sie auf
ihrem Bett und dachte nach. Die Rollläden hatte sie bis ganz nach unten geschlossen,
so dass es beinahe völlig dunkel in ihrem Raum war.
In den Kindergarten
wollte sie auch nicht gehen. Dabei war sie früher so gerne dort hingegangen um
mit ihren Freunden zu spielen und herumzutollen. Zusammen hatten sie großen
Spaß und es wurde viel gelacht. Doch der Unfall hatte alles verändert… Seither
konnte Rosalie nicht mehr lachen. Sie war nur noch traurig und fühlte sich
einsam.
Das ging nun schon viele
Wochen so. Inzwischen war es Sommer geworden und die Sonne schien täglich warm
und golden. Die Tante kam jeden morgen zu Rosalie ins Zimmer, brachte ihr
frisch gepressten Orangensaft und Obst an ihr Bett. Mal waren es saftige
Erdbeeren ein andermal süße Kirschen oder reife Himbeeren, die sie aus dem
Garten geerntet hatte. Doch Rosalie rührte
nichts an – wie immer. Nur vom Saft trank sie einen kleinen Schluck.
Die Tante machte sich
große Sorgen um Rosalie. So konnte es nicht weiter gehen. Nicht einmal zu einem
kleinen Spaziergang ließ sie sich überreden.
Eines Morgens, als die
Sonne wieder besonders warm schien, öffnete die Tante zum ersten Mal die
Rollläden, als sie Rosalie wie gewöhnlich das Frühstück ans Bett brachte.
Sogleich brachen einige Sonnenstrahlen herein und erfüllten das Zimmer mit
Licht. Die Tante öffnete sogar das Fenster, so dass die Wärme des Sommers
herein strömte. Rosalie kniff die Augen zusammen, die Sonne blendete sie. Zu
lange hatten ihre Augen kein Licht mehr gesehen und sich an die Dunkelheit
gewöhnt.
Leise ging die Tante zur
Tür hinaus und schloss sie hinter sich. Rosalie blieb liegen, sie bewegte sich
kein bisschen, doch sie spürte die warme
Sonne auf ihrem Rücken. Nach einer Weile drehte sie sich langsam um, so dass
die Sonne auf ihren Bauch scheinen konnte. Eine wohlige Wärme breitete sich in
Rosalie aus. Sie fühlte sich von Minute zu Minute besser und hielt es
schließlich nicht länger im Bett aus.
Langsam stand sie auf,
streifte sich ein Kleid über und ging barfuß Schritt für Schritt nach draußen. Sie
atmete die warme Sommerluft tief ein und aus – ein und aus.
Rosalie reckte ihre
kleine Nase hoch gegen den Himmel. Sie konnte einen herrlichen Duft riechen.
Diesen kannte sie ganz genau. Ihre Mutter hatte danach immer geduftet. Jeden
Morgen, als sie sich früher im Bad gerichtet hatte, hatte sie eine Creme
benutzt, die genau so duftete – nach Rose.
Sie atmete den Duft in
sich hinein und dabei erinnerte sie sich an viele wundervolle Momente die sie
mit ihrer Mutter erlebt hatte – wenn sie Rosalie am frühen Morgen sachte wach
küsste und sie umarmte, als sie noch halb verschlafen war, wenn sie sich die
Knie aufgeschlagen hatte und die Mutter sie auf ihren Schoß nahm um sie zu
trösten, wenn sie Rosalie fest in die Arme nahm und an sich drückte wenn sie
sie aus dem Kindergarten abholte, wenn
sie ihr am Abend im Bett eine Geschichte erzählte und an ihren Haaren spielte….
Rosalie stand wie
angewurzelt da, hatte die Augen geschlossen und die Erinnerungen spiegelten
sich vor ihren Augen wie wenn sie diese gerade noch einmal erleben durfte. Es
war, wie wenn ihre Mutter direkt neben ihr stand und sie berührte, so wie sie
es vor dem Unfall immer getan hatte.
Plötzlich hörte Rosalie,
eine zarte Stimme an ihrem Ohr. Zuerst dachte sie, ihre Mutter würde zu ihr
sprechen, denn die Stimme war ihr sehr ähnlich. Doch als sie genauer hinhörte,
bemerkte sie, dass es jemand anderes sein musste.
Ganz vorsichtig öffnete
Rosalie ihre Augen. Wieder blendete sie die Sonne und wieder hörte sie die
zarte Stimme an ihrem Ohr.
„Wer bist du“, fragte
Rosalie und drehte sich in die Richtung aus der die Stimme kam. Nun konnte sie
es sehen, ein kleines, rosa Wesen mit einem spitzen Hut. „Ich bin Rosa, die
Rosenfee und wer bist du?“ „Ich bin, Rosalie“, antwortete sie. „Und warum bist
du so traurig?“ Da erzählte Rosalie die ganze Geschichte. Von ihren Eltern, vom
Unfall, von ihrer Traurigkeit und ihrer Einsamkeit. Ihre Erzählung endete vom
wunderbaren Rosenduft und dass ihre Mutter immer danach geduftet hatte.
Noch nie hatte Rosalie
ein Wort darüber verloren. Nicht mal mit ihrer Tante oder ihren besten Freundin
hatte sie darüber gesprochen. Eigentlich wenn sie genau nachdachte, hatte sie
seit dem Unfall kein einziges Wort mehr gesprochen und nun, nun war einfach alles
aus ihr herausgesprudelt. Seltsam, die Rosenfee war ihr doch völlig fremd, doch
sie fühlte sich mit jedem Wort besser und ihr wurde leichter und leichter ums
Herz.
Die Rosenfee hatte
wortlos zugehört. Nur zwischendurch hat sie immer wieder leise aufgeseufzt. Als
Rosalie fertig war zu erzählen, hüpfte die Rosenfee ihr direkt auf den Schoß
und blickte ihr tief in die Augen. Dann nahm sie Rosalie vorsichtig an der Hand
– wie gut sie sich anfühlte. Ganz zart und weich, beinahe wie eine Rosenblüte.
Gemeinsam standen sie
auf. Die Rosenfee führte Rosalie langsam an ihrer Hand durch den Garten. Immer
wieder blieben sie stehen und atmeten tief ein und aus – ein und aus. Der
Rosenduft wurde immer intensiver und Rosalie kamen bei jedem Atemzug neue
Erinnerungen an ihre Mutter in den Sinn: Wie sie in der Badewanne saß und ihre
Mutter ihr die Haare wusch, wie sie das erste Mal auf ihr Fahrrad stieg und
ihre Mutter sie hinten am Gepäckträger festhielt damit sie nicht umkippte.
Rosalie fühlte sich
ihrer Mutter so nah und vertraut.
Wieder gingen sie ein
Stück weiter. Rosalie schloss die Augen um den Duft noch stärker riechen zu
können.
Nach einigen Schritten
hörte sie die Rosenfee leise wispern: „Öffne deine Augen, wir sind da“,
und Rosalie gehorchte. Ganz langsam und
vorsichtig öffnete sie ihre Augen. Als sie diese endlich komplett geöffnet
hatte, sie ließ sich dabei wirklich viel
Zeit, sah sie es. Vor ihr wuchs, mitten im Garten ein Rosenstock. Er war voller
Rosenblüten und duftete wundervoll.
Ganz vorsichtig streckte
Rosalie ihre Hände aus um die zarten Rosenblätter zu berühren. Sie fühlten sich
so weich an und sie erinnerte sich daran, dass die Lippen ihrer Mutter, wenn
sie sie auf die Stirn küsste, sich ähnlich anfühlten.
„Nimm dir eine Blüte
mit“, flüsterte ihr die Rosenfee zu. „Ihr Duft soll dich immer an deine Mutter
erinnern, das wird dir gut tun und dich erfreuen. Rosen haben eine ganz
besondere Wirkung – sie erleichtern dein Herz wenn du traurig bist.“
Rosalie ließ sich viel Zeit um die Rosenblüte
auszuwählen. Ganz behutsam betrachtete sie jede Rose ganz genau und streichelte
sachte über ihre Blätter. Beinahe war es ihr so, wie wenn sie aus jedem
Rosenkelch ihre Mutter heraus lächeln sehen konnte.
Als sie sich endlich für
eine Rose entschieden hatte und diese der Rosenfee zeigen wollte, war diese
schon längst verschwunden.
Lächelnd ging Rosalie
zurück zum Haus. Auf der Terrasse saß ihre Tante in der Sonne. Als sie Rosalie
näher kommen sah, stand sie auf und ging ihr entgegen. Sie nahm Rosalie fest in
ihre Arme und drückte sie an sich. Gemeinsam gingen die beiden hinein – auf dem
Tisch stand ein Strauß Rosen der seinen herrlichen Duft verbreitete.
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